Schlachten, die bisher größte Herausforderung: Kaninchen.

Schlachten, die bisher größte Herausforderung: Kaninchen.


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Wir halten – naja: hielten – jetzt auch Kaninchen. Nach Bio-Richtlinien plus. Obwohl wir kein landwirtschaftlicher Betrieb sind, haben wir uns punkto Anforderungen an Stall und Freifläche an die Bio-Richtlinien gehalten. Plus deshalb, weil sie, seit sie groß genug waren, um von den Katzen nicht mehr getötet zu werden, im ganzen Garten herumgehoppelt sind.

Kaninchen sind vielleicht die ökologischste Fleischquelle überhaupt: Fressen ausschließlich Wiese und Küchenabfälle. Von beidem haben wir genug. Im Gegensatz zu Rindern, die auch ausschließlich von Raufutter leben könnten, rülpsen Kaninchen kein Methan (ja, ich weiß, Rinder sind, wenn richtig gehalten, eh auch keine Klimasünder …) Zudem schmeckt ihr Fleisch köstlich.
Alles Gründe, die für uns sehr stark für die Nutztierhaltung von Kaninchen sprachen.

Und weil so viele Gründe für sie sprechen, frage ich mich schon länger, warum so wenige als Fleischtiere gehalten werden. Seit Samstag kenne ich einen fundamentalen Grund: Es ist sauschwer, sie zu schlachten.

Wir haben unseren beiden extra keine Namen gegeben. Sie waren vom ersten Tag an dazu bestimmt, gegessen zu werden. Das war immer und allen gegenüber klar ausgesprochen. Die Kinder haben sie folgerichtig von Anfang an “Butterhaserl” genannt.

Dann kam der Tag der Schlachtung. Und dieses Mal war es schlimmer als bei den Hendln voriges Jahr. Große Anspannung. Wiederholtes gedankliches Durchgehen der mündlichen Anleitungen eines erfahrenen Freundes. Zusätzlich mehrfaches Anschauen eines Youtube-Videos, wie man das Häuten, Ausnehmen und Zerlegen richtig macht. Herrichten des Platzes. Messer schleifen. Noch einmal schleifen, dass es ja gut und vor allem schnell schneidet. Aussuchen eines guten Stocks, der gut in der Hand liegt, die richtige Dimension hat, auf dass der Betäubungsschlag sitzt. Suchen des beliebtesten Futters für eine letzte Freude unmittelbar vor dem Akt. Über allem stand auch dieses Mal der Anspruch, alles zu tun, den Tieren ihren Tod so wenig schlimm wie möglich zu machen.

Und trotzdem war es schlimm. Jedenfalls für uns. Dieser Moment, wenn die Betäubung offensichtlich erfolgreich war, weil der Lidreflex nicht mehr funktioniert, das Tier aber noch so lebendig wirkt, dass die Skrupel fast übermächtig werden, in die Kehle zu schneiden, gleichzeitig aber zu wissen, dass es jetzt sein muss, denn der Betäubungsschlag ist erfolgt und ein Zurück nicht mehr möglich. Das Gefühl, wie das Tier in Deinen Händen sein Leben verliert, nachgibt, schlaff wird. Zu sehen, wie unsere Hände zittern. Zu hören, wie … nichts zu hören ist. Totenstille.

Dieses Mal war das Gefühl am stärksten, das ich bei jeder Schlachtung hatte. Dieses Gefühl, das der Großteil der Fleischesser*innen unbewusst hat (mich inklusive): froh und dankbar sein, dass diese Arbeit (normalerweise) wer andere*r macht.

Danach vollzog sich wie immer und wie immer in erstaunlicher Geschwindigkeit die Transformation vom Lebewesen Kaninchen zum Lebensmittel Fleisch – sowohl optisch als auch emotional.

Nur eines haben wir nicht geschafft: gleich essen. Zuerst einmal kommen die Schlachtkörper in den Tiefkühler. Mit ein wenig Abstand werden wir sie dann essen. (Die Katze hingegen hatte keine Probleme, das Kaninchenherz sofort zu fressen.)