kinder lieben echtes fruchtjogurt


nach vielen lehreinheiten mit meinen mosambikanischen studentInnen habe ich diese woche wieder einmal mit österreichischen kindern gearbeitet. es war mir eine große freude!

zuerst hab’ ich sie mit grünem o-saft, in würfel geschnittenem apfel, augenbinden und kluppen auf der nase beim schokoladeessen und anderen gemeinheiten sensorisch hinters licht geführt. dann sind sie mir drehbuchkonform in die erdbeerjogurtfalle getappt: das geschmacklose rosa im umgefüllten erdbeerbecher wurde einstimmig als erdbeerjogurt erkannt, das aromatisierte weiße hat sie dann gänzlich verwirrt.

beim selber-pantschen (und pantschen war’s, wie das abgelaufen ist) gewann dann das vanillejogurt mit ausgekratzter schote und echtem zucker. das aber nur, weil die echte-erdbeer-honig-gruppe zu sparsam mit dem honig war, die echte-erdbeer-zucker-gruppe hingegen zu großzügig mit dem zucker. die beiden aromatisierten, gefärbten jogurts haben ihnen zwar am meisten spaß beim pantschen gemacht, geschmacklich sind sie aber durchgefallen. gut so!

nächste station: getreide erkennen und kosten. haferflocken waren easy, mehl und reis gingen auch noch, sogar langkorn und rundkorn wussten einige zu unterscheiden. “den nimmt man für risotto, oder?” yes! bei grünkern, buchweizen und quinoa war dann aber schluss, das hatte noch niemand jemals gegessen. ganz herrlich aber war, dass fast alle fast alles gekostet haben.

apropos kosten: balsamicoessig und olivenöl gab’s zum verkosten aus der pipette (wegen dem wissenschaflichen flair, mit dem ich mich umgeben wollte). den essig musste ich ihnen wegnehmen, den hätten sie mir sonst ausges***! süß-sauer lieben offenbar auch die kinder. beim olivenöl spürten sie brav das kratzen im hals. dass das ein qualitätsmerkmal ist, darauf hat mich in der pause sogar die frau schulküchenbedienstete angeredet, die offenbar recht große lauscher gekriegt hat während meiner ausführungen.

salatmarinade im schüttelglas wurde zur tanzveranstaltung: shake it, shake it! das waschen und vor allem das trocknen der blätter ergab ein herrliches bild: elf kids mit je einem geschirrtuch bewaffnet trocknen, auf einen speisesaal verteilt, zwei happerl salat. mit einer akribie! aber ich hatte ja auch gesagt, das geheimnis eines richtig guten salats seien neben der marinade gut getrocknete blätter. die marinade-chefs durften mischen. “wie?” – “mit den händen!” – “echt?!” m. meinte dann beim essen: “ich brauch’ keine gabel, ich tu’ gleich mit den händen weiter!”

dann kamen die jubelschreie, als klar wurde, dass wir spaghetti kochen. dass die bolognese-soße eine alla lenticchia sein würde, trübte die vorfreude wieder gewaltig. sehr gefreut hat mich allerdings, dass es beim erklären, warum linsen statt fleisch (stichwort: veredelungsverluste) minutenlang still war und sie an meinen lippen hingen. (sonst war’s vom geräuschpegel her ohne unterbrechung wie kindergeburtstag bei mc d.) die zwiebel-gruppen erregten große sorge bei der begleitlehrerin, hatten mir aber so überzeugend versichert, dass sie schon einmal zwiebel geschnitten hätten, dass ich sie gewähren ließ. die soßen-chefin schwang den kochlöffel, und sie machte das sehr gut. auch das abschmecken war ihr gut gelungen, m., der ober-marinator, stand ihr zur seite. die nudel-chefin überwachte die al-dentigkeit. auch super. die parmesan-gruppe rieb indessen den käse frisch. “wir sind feinspitze, und wir wollen nicht irgendwelche nudeln kochen, sondern die besten!” hatte ich ja anfangs als credo ausgegeben. und die deko-gruppe faltete sogar serviettenblumen.

zum schluss aßen ALLE spaghetti alla lenticchia. und das war großartig, denn mindestens die hälfte hatte bei linsen anfänglich “bähhh!” geschrien. die meisten attestierten ihnen köstlichkeit. und nicht ein/-e einzige/-r war dabei, der/die sie ungenießbar fand. ok, “die linsen schmeckt man überhaupt nicht raus.” und “mir schmeckt das sehr gut, weil so viel parmesan drauf ist.” streife ich trotzdem als erfolg ein!

es war herrlich! mehr davon! sponsoren bitte melden!

[aus gründen des schutzes ihrer persönlichkeitsrechte gibt’s hier keine fotos von den teilnehmenden kindern.]

[das projekt wurde übrigens am bg/brg wieselburg durchgeführt und von der schule – via subventionen, soweit ich weiß – und durch eine förderung des landes niederösterreich finanziert.]

etiketten, pferde und multidemensionen


eigentlich wollte ich mich ja zurückhalten und meinen senf nicht dazugeben. heute ist das fass aber übergelaufen.

ich habe gestern im radio gehört, dass unser österreichischer “pferdefleischskandal” in deutschland “etikettierungsskandal” heißt. das finde ich viel besser. erstens weniger reißerisch und zweitens passender. es geht ja nicht darum, dass pferdefleisch das problem wäre. gut, das pferdefleisch, um das es im aktuellen skandal geht, scheint wirklich problematisch zu sein. aber medial wird ja auf einer ganz anderen ebene diskutiert.

“würg!!!” antwortete kürzlich jemand auf meine frage, wem ich denn von meinem gang zum fleischhauer eine leberkäsesemmel mitbringen soll. normalen leberkäse, zu dem zeitpunkt war von pferd noch keine rede. leberkäse = grauslich. was das alles zerschreddert, vermantschkert und zusammengepickt wird, zum schluss sind da auch noch schweinsaugen und knorpel drin. würg! und in deutscher dönerfleischmasse fand man angeblich katzen-, hunde- und nagerfleisch. das ist ja noch viel mehr würg. so wird gerade diskutiert. und das streift das problem nur.

wer ein bisschen weiter schaut, ortet, dass pferdefleisch grundsätzlich gar nicht grauslich ist. bisweilen wird sogar seine ernährungsphysiologische erhabenheit  herausgearbeitet. ja, eh. aber auch das ist wieder nur ein aspekt.

die armen pferde!  mein lieblingsargument! mir waren pferde ja schon immer als leberkäse am liebsten. die pferdenarrischheit vieler kindheitsfreundinnen hat mich nachhaltig traumatisiert. gut, ich gebe zu, das ist auch unqualifiziert und als argument unbrauchbar. aber: es ist nicht nachvollziehbar, dass bei pferden und noch viel mehr bei katzerln und hundsis alle “oh gott! die armen!” schreien, bei ratten, mäusen, meerschweinchen “pfui!” und bei schweinen, rindern, hendln “mmhhhh!”. es ist leicht erklärbar, warum, aber nicht, dass es so ist.

etikettierungsskandal ist deshalb viel passender, weil eben nicht das pferdefleisch das problem ist. gutes, also tiergerecht gehaltenes, ebenso gefüttertes und respektvoll getötetes pferd in maßen ist in jeder ernährungshinsicht voll ok. das problem, und da stimme ich auch voll und ganz zu, es als “skandal” zu titulieren, ist, dass man den leuten was verkauft, wo nicht drin ist, was draufsteht. und wo nicht draufsteht, was drin ist. aber selbst das ist immer noch weit nicht genug der diskussion.

der skandal, wie auch immer er genannt wird, hat viele ursachen: massentierhaltung, preisdruck für die produzentInnen, viel zu hohe nachfrage nach fleisch, konsumentInnenwunsch nach billigem, um ein paar zu nennen. folglich sollte er auch multidimensional diskutiert werden. vor allem aber müssen die lehren und veränderungen, die dem skandal hoffentlich folgen werden, seiner multidimensionalität gerecht werden. darum ersuche ich alle beteiligten: politik, produzentInnen, verarbeiterInnen, konsumentInnen.

marmalade, die ganz echte!

marmalade, die ganz echte!


eigentlich mag katharina keine organgenmarmelade. sie hat dennoch welche gemacht, in gewohnt und geliebt enthusiastischer manier. sehr zum glücke von klaus. klaus liebt orangenmarmelade. und ich liebe klaus. als es dann in schönbrunn noch pomeranzen abzugeben gab, war das wochenendprogramm fix.

jetzt sind wir müde, aber sehr glücklich. nach zwei stunden pomeranzen waschen, auspressen, ausschaben, schalen schnippeln (die akribie hierfür leistete klaus) gestern, und sieben stunden kochen, pantschen, pressen, vermengen, wieder pantschen, kochen, rühren und patzen (eine etwas detaillierte arbeitsanleitung gibt’s im obigen link) und noch einmal pantschen, kochen, rühren und patzen (weil ich zwei kilo pomeranzen gekauft hatte – wenn schon, denn schon! – daraus aber fast fünf liter marmalade werden und wir nicht so einen großen topf haben, musste die chose in zwei chargen erfolgen), heute, also nach insgesamt neun stunden schweißtreibender arbeit, erschwert noch von der post-flüchtlingsballigen verkaterung, sind wir nun überglückliche besitzerInnen von 22 gläsern allerherrlichster echter marmalade.

ich verschreibe mich nicht dauernd, es handelt sich tatsächlich um marmAlade. echte englische orangenmarmelade, ganz echt aus bitterorangen, pomeranzen eben.

jetzt macht’s dauernd knack! knack! knack! in der küche. die deckel der twist-off-gläser beugen sich dem vakuum. ach, das ist alles herrlich! ein slow-food-selbermachtag hinter uns, wunderbarer duft, der wohl noch einige zeit in der wohnung bleiben wird, und die aussicht auf viele, viele frühstücke mit marmalade. und wie viele liebe genießerfreundInnen man damit beschenken kann!

marmalade1

ein slow-food-tag, herrlich!


ohh, das war ein schöner tag gestern! zwölf stunden slow-food, wörtlich wie übertragen.

wir haben die, abwesenheits- und babybedingt länger ausgesetzte mädels-probieren-neue-essstätten-aus-runde wieder aufleben lassen. start war beim schrittesser am tormarkt. frühstücken. köstlich frühstücken (schinken, speck, käse, ei). und da sind wir gleich zum ersten mal pickengeblieben, trotz der lehnenlosen stockerl.

gastrokritik nebenbei: da ist denn herren andi und stefan ein herrliches frühstücks- und jausenplatzerl geglückt. das ambiente gemütlich, verlängertes wohnzimmer trifft’s ziemlich gut. das essen: schinken, specke und käse, bauernbutter (direktimport aus kärnten) und brot, nudeln (kärtner kas, spinat, mozzarella-paradeis, fleisch) und sacherwürstel, darüber hinaus noch ein paar frühstücksextras. und aus! herrlich reduziert, mehr braucht man eh nicht. zum trinken gibt’s u.a. hirter-bier, leolimonaden, herrlichen hausbrandt-kaffee. (wer eine kärtner schlagseite im angebot zu erkennen glaubt, hat recht.) der service ist langsam (positiv!!!) und achtsam.
kurz: qualität, authentizität, freude auch hier. (überhaupt komme immer öfter drauf, dass ich meine drei höchsten lebenswerte auch die besten kriterien für gutes essen und trinken sind.)

nach vier stunden brunch dann zu den nackten männern ins leopold museum. jetzt leider schon ohne der mama, die die dritte im bunde seit einem zeitl ist. wir zwei restlichen haben uns amüsiert. kann man sich auf jeden fall anschauen, das!

dann kam der hunger wieder. und was wäre näher gelegen, als die herrliche neuentdeckte frühstücks- und jausendestination, deren frühstücksqualität uns schon bekannt war, auch auf ihre jausenqualität zu prüfen? also wieder zurück ins schrittesser. kärtner nudeln dieses mal. das “pling!”, das aus der küche kam, interpretierten wir zunächst entsetzt als mikrowellen-endgeräusch, um kurz darauf aber beruhigt festzustellen, dass es sich um ein dampfgarer-pling gehandelt haben musste. so überhaupt ein kausalzusammenhang mit unseren dampfnudeln bestand. die nudeln waren übrigens allesamt köstlich. klar, ich habe alle vier sorten probiert!

und während wir da so saßen, aßen, tranken und wohltuende lebensgespräche führten, beschlossen wir, den tag mit kino ausklingen zu lassen. paradies: liebe ergab sich, und gut war’s. (filmkritik schreibe ich keine, das würde viele zeilen verschlingen.)

danke, l. und m., für einen wunderschönen, langsamen, eindrucksvollen, wohltuenden tag!

schweihnachtsbratenfreude


eine etwas verspätete weihnachtsgeschichte: ein mir bekanntes ehepaar, 65-70 jahre alt, gesundheitsbedingte “körndlfresser” mit großer freude am seltenen fleischkonsum, wurde zu weihnachten 2012 zu labonca-neukunden. (ja, wegen meiner freudigen berichte.) für den schweihnachtsbraten entschied man sich für die niedrigtemperaturmethode. die zwei standen also am 25.12. beide (!) um 3 uhr früh auf, um das gute stück in die röhre zu schieben.

eine schöne art, den fleischkonsum zu zelebrieren, finde ich.

butterbrot und honigsemmel


ich war gestern bei einem kamingespräch geladen. übrigens eine sehr nachahmenswerte privat-initiative: eine familie mit großer wohnung und einem kamin stellt ihr wohnzimmer für diskussionsrunden im freundeskreis zur verfügung. dazu wird jemand eingeladen, der zum gewünschten thema was zu sagen hat. gestern wurde das thema bio-landbau und -lebensmittel diskutiert, ich durfte mein wissen einbringen. dazu gab’s brötchen und wein. ein sehr feiner abend!

irgendwann kamen wir auf das verzichten zu sprechen. das überleben der menschheit und auch die individuelle gesundheit sei ja wohl nur zu sichern, wenn man auf vieles verzichte: himbeeren im winter, fleisch möglichst generell etc.
ich bin da ja ganz anderer meinung und tat sie natürlich kund: kognitive umstrukturierung nennt’s die psychologie, ich nenne lieber ein beispiel: statt “ich esse weniger fleisch” sage ich “ich genieße die kulinarischen vorzüger der vegetarischen küche” oder “den sonntagsbraten zelebriere ich”.

heute habe ich das kulinarische highlight des tages schon zelebriert: butterbrot und honigsemmel. ich bin beim gragger in der siebensterngasse vorbeigeradelt und habe mir roggenvollkornbrot und ein handsemmerl mitgenommen. das dann mit butter und honig versehen. mehr braucht dieses gebäck nicht. und das ist kein verzicht, das ist der himmel auf erden!

wer will unser schwei(h)nachtsbraten sein?

wer will unser schwei(h)nachtsbraten sein?


wir waren am freitag vor einer woche bei den sonnenschweinderln am labonca-biohof im steirischen burgau. warum? weil ich mir selbst anschauen wollte, was ich bei katharina seiser gelesen und vor allem gesehen habe. gut, sie hat die besseren fotos, weil sonne und wahrscheinlich bessere kamera. aber die fotos können sowieso nur annähernd wiedergeben, was man dort sieht. und vor allem fühlt.

qualität, authentizität und freude. meine höchsten werte im leben. alle drei habe ich bei norbert hackl und franz wirth, den beiden sonnenschwein-partnern am labonca-biohof gefunden. und wie!

das kam alles so: norbert hackl übernahm als junger mann den elterlichen betrieb, eine konventionelle rinderzucht “mit spaltboden, ich habe da nichts dabei gefunden.” bald fühlte er sich aber nicht mehr wohl. und machte den ersten mutigen schritt in richtung bio-sonnenschweine. die tiere sollten’s gut haben, das war ihm von anfang an das wichtigste. so wichtig, dass er zunächst die wirtschaftlichkeit ausblendete, um herauszufinden, was die tiere brauchen. “das lernt man auf der landwirtschaftsschule ja nicht.” versuchsjahre nennt norbert hackl diese erste zeit 2003/2004. sie zeigte ihm, dass die sonne das weitaus größere problem ist als die kälte im winter. und auch, dass die muttersauen nicht dort gebären, wo’s der bauer am kuscheligsten findet, sondern selbst ein geburtsnest bauen wollen. wenn sie das nicht können, werden sie “unrund”, und dann kann es schon mal vorkommen, dass sie ihre eigenen ferkel totbeißen oder erdrücken.
er las von sepp holzer, der eine kleine herde mangaliza-schweine in luftigen höhen züchtete. doch norbert hackl brauchte eine große herde, er wollte keine liebhaberei starten, sondern einen vollerwerb. mittlerweile mit zwölf mitarbeiterInnen, die alle von den 200 bis 250 mastschweinen leben.
er entschied sich für schwäbisch-hällische (schwarz-weiß) und duroc-schweine (rot), die sich kreuz und quer fortpflanzen (doppelt gekreuzt, zweite tochtergeneration). deshalb ist die herde auch so bunt – und sonnengeschützt durch die pigmentierung. außerdem haben diese rassen eine gute magerfleisch-fett-relation und viel intramuskuläres (= köstliches) fett – im gegensatz zu den 08/15-schweinen, die durch einkreuzen von pietrain einen extra-hohen magerfleischanteil haben. “sonnenschwein” stammt von norbert hackl, das ist keine rassenbezeichnung, sondern seine marke, die er sich auch schützen ließ.

200 bis 250 mastschweine, 22 muttersauen, rund 50 ferkel und zwei eber gehen, laufen, graben, weiden und suhlen sich auf und in insgesamt sechs weiden (20 ha) in und um burgau. rund ums jahr im freien, sie haben nur unterstellmöglichkeiten, aber keinen stall. und vermitteln den eindruck in echt, den uns eine bio-werbung im fernsehen suggeriert. man kann gar nicht anders, als sich über sie zu amüsieren. diese schweine machen glücklich, und zwar tot und lebendig. (die eber, bertl und floh, die glücklichen! werden übrigens zugekauft, um inzucht zu vermeiden. nach vier bis fünf jahren dürfen sie in pension gehen.)

von anfang an züchtete und mästete norbert hackl ausschließlich biologisch. was anderes wäre für ihn undenkbar. auch, wenn es eine ökonomische herausforderung ist. zwölf bis 14 monate mästet er ein schwein, 200 tage länger als in der konventionellen produktion. ein schwein frisst zwei bis zweieinhalb kilo futter pro tag, die futterpreise sind kürzlich gestiegen und liegen bei rund 40 cent pro kilo. wir reden natürlich von bio-futter. das besteht am labonca-hof zu 70 prozent aus weizen, roggen, hafer oder gerste, der 30-prozentige eiweißanteil stammt aus pferdebohnen und erbsen. viele rohstoffe kommen von norbert hackls eigenem hof, sonst kauft er aus der region zu. soja und mais verwendet er nicht, zu groß ist ihm die gefahr der verunreinigung mit genetisch veränderter ware. und außerdem “finde ich, das passt nicht in unsere region”. die mutterschweine kriegen noch mineralstoffe, aber das war’s. medikamente gibt’s, mit ausnahme von entwurmungstabletten, nur bei bedarf, also wenn ein tier krank ist. was nicht häufig der fall ist, auch die experten von der vetmed bescheinigen den sonnenschweinen laufend eine robuste gesundheit.

bis ein schwein also schlachtreif ist, hat norbert hackl um die 400 euro investiert. apropos schlachten. das ist das einzige, was ihn bei den sonnenschweinen noch nicht befriedigt. wobei die situation jetzt schon um hausecken besser ist als für fast alle anderen mastschweine. bis 2010 schlachtete norbert hackl auf seinem hof, dann kam ein neues eu-gesetz, das umfangreiche umbauarbeiten nötig gemacht hätte. deshalb entschied er sich dafür, die schweine zum schlachten fortan ins 35 minuten entfernte pöllau zu transportieren. das geschieht schon am tag vor der schlachtung, damit sie sich an die umgebung gewöhnen und angst und stress sich in grenzen halten. für einen bauern, der 2010 den österreichischen tierschutzpreis erhalten hat (das muss man sich im hirn zergehen lassen: als schweinetöter einen tierschutzpreis kriegen!), für so einen tierlieben bauern ist diese art zu schlachten nicht gut genug. deshalb starteten norbert hackl und franz wirth das projekt weideschlachthaus. am rande einer weide sollen die schweine künftig ihr leben beenden. sie werden tage vorher schon dort sein, angstfrei betäubt und vor ort geschlachtet werden. das weideschlachthaus ist allerdings noch zukunftsmusik, punkto finanzierung haben sie sich was sehr gutes einfallen lassen: um 1.000 euro kann man genussscheine kaufen, die jährliche verzinsung beträgt 5 prozent und wird in naturalien ausbezahlt. nähere infos hier. 100 der angepeilten 200 scheine wurden bereits verkauft, spatenstich soll im mai 2013 sein.

das angstfreie schlachten hat aber nicht nur tierschutz-, sondern auch kulinarische gründe. und jetzt kommt endlich franz wirth ins spiel.

genaugenommen ist er schon seit 2007 dabei. ehemaliger küchenchef im rogner-bad blumau, mit hoher bio-affinität, wurde er von norbert hackl für die “veredelung und vermarktung” der sonnenschweine angeheuert. die beiden gründeten die labonca og und arbeiten seither als team.
angstfrei geschlachtete tiere liefern bessere fleischqualität. denn bei stress wird der zucker in den muskeln verstoffwechselt, er steht den für haltbarkeit und fleischreifung unerlässlichen milchsäurebakterien nicht mehr zur verfügung. “deshalb verdirbt konventionelles schweinefleisch tatsächlich nach wenigen tagen.” das sonnenschwein-fleisch lässt franz wirth hingegen reifen, bis zu zwei wochen, für den privaten konsum sogar bis zu vier. wegen der besonderen beschaffenheit des fleisches rät er auch zum langsamen, niedertemperierten garen: der schweinsbraten bleibt bei 100 bis 110 grad fünf bis sechs stunden im rohr. außerdem würzt er mit “lebkuchen-gewürzen”.
franz wirth kennt sich aber nicht nur mit frischfleisch aus, er ist auch meister der würste, aufstriche, schmalzgenüsse, luftgetrockneten und geselchten rohwaren. und wenn ich meister schreibe, dann meine ich meister! der luftgetrocknete edel-schopf: schmilzt am gaumen wie schokolade. die gewürz-rilettes: wir haben uns sofort nachschub besorgt! schmalzgenüsse mit curcuma und estragon sowie schabziger klee: der mann kann mit kräutern und gewürzen umgehen! salametti und paprika-salami: siehe edel-schopf. und mit leberpastete kann man bei mir sowieso nie was falsch machen!
auch bei den weiteren zutaten gibt’s keine kompromisse: alles in bio-qualität, salz hauptsächlich als naturkristallsalz aus bad aussee, pökelsalz nur in mini-mengen (normalerweise kommt 0,6- bis 0,8-prozentiges pökelsalz zum einsatz, franz wirth verwendet 0,4-prozentiges und streckt es 1:1 mit meersalz). phosphat kommt den sonnenschweinderlprodukten nicht in den cutter, da haben sie ein kleines geheimnis, wie das mit der bindung auch so hinhaut. (stimmt nicht! geheimnisse gibt’s nicht, bei labonca ist alles transparent, aber ich muss ja nicht alles verraten! fahrts lieber selber hin!)
was die veredelung noch so sympathisch macht: sie ist unindustriell, nah am produkt, ein ewiges trial and error. die lufttrocknung bezeichnet franz wirth als “russisch”: es gibt keinen profi-trockenraum, be- und entfeuchtet wird mit nassen handtüchern und entfeuchtern, täglich müsse man nachschauen, wie das produkt gedeihe. und, klar, immer wieder fliegen produktideen wieder aus dem sortiment, so die bratwürste mit schafkäse und pomodori secchi, der schafkäse war zu feucht, er ist aus den würsten geronnen. “aber ich freue mich schon auf den pecorino, der mir versprochen wurde. dann probiere ich sie noch einmal!” franz wirth hat wirklich freude an seiner arbeit.

2009 war übrigens fast schluss. “wir haben uns gefragt: sollen wir gleich zusperren oder erst nächste woche?” 2010 kam die rettung: auszeichnungen, medienpräsenz, bekanntheit. 2010/2011 schließlich das verkaufslokal in burgau, unbedingt einen besuch wert!

am besten macht ihr überhaupt die führung, jeden freitag um 10 uhr, außer im winter. denn die (lebenden) schweinderln sind definitiv die stars! (alle infos auf der website)

ja, was soll ich noch sagen? qualität, authentizität und freude. beim labonca-biohof gibt’s nix zu beschönigen und offenbar auch keinen haken.
vielleicht noch das: leute, esst weniger fleisch, aber zelebriert die fleischeslust mit produkten wie denen von labonca!

alle fotos (c) klaus ebenhöh

labonca10_groß

ein ausschnitt aus dem sonnenschwein-sortiment.

 

ein illy und zwei kleine braune


am nachmittag des 20. september auf der raststation loipersdorf: die auf unserem rückweg von italien von der kur abgeholt werdende mutter rief nach einem kaffeestopp. ich war leider nicht geistesgegenwärtig genug, mich schon bei der tankstelle einzuschleifen. so machten wir’s uns also in der landzeitlichen bauernstube bequem und bestellten “einen espresso” und “zwei kleine braune”.
serviert wurden uns (originalzitat kellnerin): “ein illy und zwei kleine braune”. die mutter wunderte sich noch, ob es denn hier kaffees erster und zweiter klasse gebe. klaus und ich hatten schon das schlimmste befürchtet, als wir im vorbeigehen den wmf-kaffeevollautomaten stehen sahen.

und so kam es, dass wir armen von 1-euro-raststätten-kaffees verwöhnten, die besser sind als 99 prozent aller in österreich servierten espressi, einen grauslichen und zwei abwaschwasser-kaffees schlürften. und das zum unverschämten preis von 3,10 (der illy) und 2,75 (die anderen).
so etwas gehört verboten!