Wir haben es getan: unsere Hendln selbst geschlachtet …

Wir haben es getan: unsere Hendln selbst geschlachtet …


… und die Kinder waren dabei.

Meine Einstellung zu Fleischessen und Nutztierhaltung ist im Detail in der Chronologie dieses Blogs nachzulesen; in aller Kürze: wenig Fleisch, dafür beste Qualität, bestmögliche Haltungs- und Schlachtungsbedingungen, Schlachten ist immanenter Teil der Nutztierhaltung.

Wie sehr mich Fleisch, Nose to Tail und Schlachten beschäftigen, ist in der Chronologie dieses Blogs ebenfalls nachzulesen, und dass man Schlachten auch Kinder miterleben lassen kann, wenn es anständig gemacht wird und psychosozial gut eingebettet ist, damit habe ich mich im Rahmen der Schule des Essens sogar ein ganzes Projekt lang intensiv auseinandergesetzt. Selbst geschlachtet habe ich allerdings bis vor kurzem nicht.

Seit wir (wieder) am Land leben, halten wir ein paar Nutztiere (Hendln und Kaninchen). Wir hatten uns vor der Anschaffung darüber verständigt, dass wir es, wenn, dann konsequent machen, also inklusive Schlachtung. Da unsere Hendln nach zweieinhalb Jahren besten Lebens nun aufgehört hatten, Eier zu legen, war der vereinbarte Zeitpunkt erreicht, sie zu schlachten.

Gesetzlich ist das gedeckt (was eigentlich ganz schön arg ist, weil für die Privatschlachtung kein Sachkundenachweis erforderlich ist, nur “[…] die Tötung eines Tieres nur so erfolgen [darf], dass jedes ungerechtfertigte Zufügen von Schmerzen, Leiden, Schäden oder schwerer Angst vermieden wird.”) Weil wir es anständig machen wollten, habe ich mich gut vorbereitet: Ich war bei zwei Hendlschlachtungen dabei und habe mir den Ablauf genau angeschaut, von einer befreundeten Bio-Bäuerin und Nutztierwissenschaftlerin habe ich es mir in der Theorie erklären lassen, und ein erfahrener Demeter-Bauer hat mir seine ganz speziell tier”freundliche” Art geschildert. Aber selbstverständlich hatte ich es nie GEMACHT. Entsprechend hatte ich großen Respekt und fühlte Verantwortung und Anspannung.

Als Schlachttag wählten wir einen Sonntag, weil da nicht nur meine Familie da war, sondern auch mein Bruder mit Frau und Kind zu Besuch. Wir sagten den Kindern (8 und 6), was passieren würde. Es war ihnen nicht neu, wir hatten mehrfach darüber gesprochen, dass der Tag kommen würde, und auch warum. Unsere Aufregung übertrug sich gleichwohl. Die Kinder sagten, sie wollten das Schlachten nicht sehen, aber das Rupfen und Ausnehmen. Und sie wollten sich verabschieden, wir sollten sie holen, bevor wir die Hühner schlachteten.

Wir bereiteten alles vor: Topf mit heißem Wasser, scharfe Messer, Axt und Hackstock, falls wir Plan B bräuchten. Wir fingen die Hühner ein, sperrten sie in den Stall und gaben ihnen noch eine Handvoll Sonnenblumenkerne, ihr absolutes Lieblingsfutter. Dann riefen wir die Kinder.

Die Kinder sahen die Vorbereitungen, fingen die andächtige Stimmung auf, verabschiedeten sich von Luise und Perle – und sagten, dass sie doch zuschauen wollten. Wir ließen ihnen Zeit, diese Entscheidung zu überdenken/-fühlen, sagten ihnen noch einmal, was passieren würde und könnte, und dass sie jederzeit weggehen könnten. Wir ließen sie auch unsere Gefühle wissen: die Anspannung, die Sorge, es gut zu machen, die Traurigkeit, zwei Tieren in Kürze das Leben zu nehmen.

Die Kinder blieben dabei: Sie wollten dabei sein.

Wir schlachteten also die Hendln im Kreis der Familie. Es herrschte eine andächtige, fast sakrale Stimmung. Sehr viel Ehrfurcht. Und, ja, auch Neugierde, Forscherdrang. Die Kinder schauten ganz genau den Muskeln zu, wie sie noch zuckten, obwohl die Tiere schon tot waren. Sie trugen die toten Körper zum Topf mit heißem Wasser, und stellten dabei fest, dass sie sich tot schwerer anfühlten als lebend. Gemeinsam vernahmen wir den speziellen Geruch der Federn im heißen Wasser. Erstaunt erlebten wir, wie schnell aus Luise und Perle Fleischkörper wurden, die jenen aus dem Supermarkt sehr ähnlich sahen.

Eine Stunde später waren die beiden Hendln im Gefrierschrank. Die Katzen (interessanterweise nur der Kater, die Katze rührte nichts an) hatten die Innereien gefressen. Bis auf ein paar Federn und Blutspuren war im Garten alles wieder wie vorher.

Doch das Erlebnis arbeitete nach, in uns allen. Wir waren traurig. Mir lag noch tagelang, wenn ich in in den Garten ging, das “Hallo Pipis!” auf der Zunge, mit dem ich sie immer begrüßt hatte. Mein Mann schlief in der Nacht nach dem Schlachten schlecht. Und die Kinder stellten am Abend, beim Schlafengehen Fragen. DIE Fragen, die Kernfragen der Nutztierhaltung und des Fleischkonsums:
“Warum töten wir Tiere?”
“Machen wir das auch mit den Katzen?”
“Aber mit Kindern macht Ihr das nicht, oder?!”
Und wir Eltern beantworteten sie so gut wir konnten. An diesem Abend war ich froh, dass ich mich schon so viel mit dem Thema beschäftigt hatte.

Wir haben alle sehr viel gelernt an diesem Sonntag. Mit Hirn, Herz und Händen.

Fotos: (c) Stefan Rathmanner

Essen (und Leben) mit Kindern

Essen (und Leben) mit Kindern


Mit Kindern gut zu essen (und zu leben) ist bei mir sowieso Dauerthema. Aus aktuellem Anlass beschäftigt es mich aber gerade sehr intensiv. Und kürzlich habe ich mich sehr gefreut. Es war sozusagen Erntezeit, soll heißen: Anhand kleiner Alltagsereignisse ist mir klargeworden, dass die Theorie des guten Essens mit Kindern in der Praxis funktioniert.

Das Schönste daran: Es passiert ohne Anstrengungen, ganz nebenbei!

Ich kenne ein Kind, das hat am Wochenende folgendes fabriziert:

Das sind die Pizzen (falls es die geneigten erwachsenen Leser*innen nicht gleich checken)!

Ich ziehe folgende Schlüsse daraus:

  • Das Kind ist kreativ, es erfindet coole Spiele.
  • Das Kind verarbeitet Alltagserlebnisse im Spiel – ein gutes, gesundes kindliches Verhalten.
  • Dem Kind ist Upcyceln vertraut. Es erschließt sich Abfälle als Spielmaterial.
  • Das Kind hat kulinarische Kompetenz (Pesto! Geröstete Zwiebel! Oliven! Sardellen!)
  • Das Kind hat wirtschaftliche Kompetenz (Preisgestaltung!).
  • Im Getränkeuniversum des Kindes kommen Limonaden nicht vor.
  • Das Kind stellt Querverbindungen zur digitalen Welt her, die Kompetenzen dazu kommen von selbst (werden explizit nicht gefördert!).

Und das macht mich gerade alles sehr froh.

Update: Am nächsten Tag beim Mittagessen ging das Ernten und Frohsein weiter:

“Magst du Erdäpfellasagne?”
” Ja.”
“Magst du Vogerlsalat dazu?”
“Ja.
“Magst du auch Schwammerl?”
“Ja.”
“Magst du auch Brokkoli?”
“Ja.”

“Was ist in dem Schüsserl?”
“Ananaskompott. Als Nachspeise.”
“Yeah!”

Klimabonus-Freilandschwein

Klimabonus-Freilandschwein


Ich habe meinen Klimabonus schon bekommen! Und auch, wenn die Reduktion des Fleischkonsums einer der wichtigsten Hebel in der nachhaltigen Ernährung ist, habe ich meinen Kilmabonus in ein halbes Freilandschwein investiert. Gut investiert. Unsere Familienjahresration Schwein. Mit allem drum und dran. Plus: ein Lernanlass, ein großartiger. Und ein soziales Event: Vorgestern haben wir sie geholt, Kaffeetrinken, Apfelstrudel und Plaudern inklusive. Heute rückt die halbe Familie an zum Zerlegen, zum ersten Schweinsbraten morgen kommt dann die ganze. 😀

Große Freude und Danke, dass Ihr das macht, Anja und Mathias! <3
Und Eure Form der Direktvermarktung liebe ich auch sehr!

das kind und das schlachten, teil 1

das kind und das schlachten, teil 1


dass fleisch eines der themen ist, die mich beruflich wie privat am meisten beschäftigen, ist nichts neues. und kaum kehrt wieder ein bisschen normalität ein, geht’s schon wieder darum!

ich gehöre ja zu den menschen, die der meinung sind, dass der mensch tiere nutzen und auch töten darf, wenn er sich darum kümmert, dass die bedingungen während des lebens und rund ums sterben des tieres dessen bedürfnissen gerecht werden bzw. so wenig schlimm wie möglich sind.

seit ich ein kind habe, also seit fünf jahren, kommt ein weiterer aspekt dazu: wie viel tötung kann und darf ich meinem kind zumuten? es macht mir große freude, zu sehen, wie sich mein kind selbst immer weiter an das thema herantastet. natürlich beeinflussen wir eltern es da! wir reden oft und gerne von fleischlichen genüssen, und dass da auch schlachten dazugehört, daraus haben wir nie einen hehl gemacht. unser kind redet davon, dass es gerne hendln halten würde, weil wir dann jeden tag frische eier hätten. es stellt sich aber auch vor, wie aus eiern flauschige küken schlüpfen, um recht bald beim “mmmmhhh, die können wir dann essen!” zu landen. dass der weg übers schlachten führt, ist dem kind bekannt: “da müssen wir dann die a. [eine dem kind gut bekannte arbeitskollegin von mir, nutztierwissenschaftlerin und hendl-schlachtungsauskennerin, anm.] fragen, dass sie uns zeigt, wie man die schlachtet.”

wie präsent das thema bei uns ist, ist mir kürzlich bewusst geworden, als das kind bei einem au-regen-spaziergang fragte, ob man auch weinbergschnecken schlachten könne. mich freut das, ja! denn ich esse gerne fleisch, mein mann isst gerne fleisch, und auch das kind isst gerne fleisch. für uns erwachsene ist qualitität dabei ein entscheidendes kriterium, und seit ein paar jahren stehlen wir uns nicht mehr um die themen schlachtung und nose to tail herum, sondern stellen uns ihnen (kann hier im blog nachverfolgt werden). dass unser kind mit dem verständnis aufwächst, dass fleisch nicht nur gut schmeckt, sondern anständig produziert worden sein muss, und dass dem fleischkonsum auch ein tötungsakt vorausgehen muss, ist uns wichtig. und deshalb freue ich mich, dass das bei unserem kind ankommt. und gleichzeitig freue ich mich, dass ich diesen prozess, wie das ankommt, hautnah miterleben darf!

in den letzten tagen gingen wir wieder einige große prozessschritte: zwei allerliebste menschen, die in kürze bio-bäuerInnen werden, haben ein schwein geschlachtet, das auf ihrem zukünftigen hof eingestellt war. wir hatten uns, als wir das spitzgekriegt hatten, sofort um ein halbes schwein angestellt. das schlachten vor ein paar tagen haben wir (noch) ausgelassen, aber gestern sind wir – vater, mutter, kind – in allerschönster feierlaune aufgebrochen, um unser halbes schwein zu holen. auf der fahrt hin kam schon die frage: “wie wurde das geschlachtet?” die zukünftige bio-bäuerin konnte sie kurz darauf beantworten: es wurde mit gekochten erdäpfeln, die es zu lebzeiten liebend gerne gefressen hatte, aus dem stall gelockt. dann hat der altbauer ihm, während es fraß, mit einem schussapparat ins hirn geschossen, und es ist sofort umgefallen und hat nichts mehr gespürt. dann hat der bauer mit einem großen messer in den hals gestochen und das blut herausrinnen lassen. so ist das schwein gestorben.” das kind lauschte andächtig und zunächst stumm. die fragen kamen erst heute: “hat das dem schwein wehgetan, als der bauer ihm ins hirn geschossen hat?” (ja, kurz schon, aber der schuss ist wie eine narkose, da spürt das schwein kurz einen schmerz, und dann aber nichts mehr.) und “war es da dann gleich tot?” (nein, gestorben ist es erst, als der bauer ihm in den hals gestochen hat und das blut herausgeronnen ist.) nichts davon hat das kind irritiert, und ich maße mir an, das als mutter beurteilen zu können.

vielmehr hatte es große betriebsamkeit, wissensdurst und einige aha-erlebnisse beim zerteilen:
“so groß ist ein herz?! ist das beim menschen auch so groß?”
“ich möchte gerne den sauschädel noch einmal sehen!” (der war besonders faszinierend, weil der länge nach geteilt, weshalb man das innere betrachten konnte: zähne, gaumen, rüssel.)
“ich konzentriere mich jetzt auf die leber und die lunge, weil die spüren sich so gut an!” (siehe foto)
“die leber riecht auch so gut!”
“darf ich die sackerl mit dem blut auswaschen?”

so war das also heute ein festtag:

mit viel demut, die sich in uns breitgemacht hat, als wir unzählige sackerl mit bestem schweinefleisch – selbstverständlich nose to tail! – befüllt, beschriftet, für die weitere verarbeitung vorgesehen und dann eingefroren haben;

mit kulinarischem genuss oder, sagen wir ehrlicherweise, interesse an sauren nierdln und leber, dieses mal im ganzen gebraten (wir hielten uns rezeptemäßig an max stiegls und tobias müllers buch sautanz, siehe foto);

mit viel freude, dass unser kind mit großer neugierde und ohne emotionalen schaden zu nehmen dabei war (und sogar die innereien gekostet hat);

und mit der bestätigung, dass wir in der schule des essens den richtigen weg gehen: kinder und lebensmittel gehören zusammengeführt, und zwar vor allem in der küche, auf dass aus den kindern genussbegabte, qualititätsaffine, kompetente und auch gesunde esserInnen werden können!

kinder, kinder, endlich wieder!

kinder, kinder, endlich wieder!


lange lange hat mich mein eigenes kind (achtung, vorwand! in wahrheit ist’s die prioritätensetzung: zeit mit dem kind zu verbringen, ist noch ein alzerl besser als schreiben …) vom blogeintragschreiben abgehalten. jetzt gibt’s endlich wieder einmal einen beitrag!

ich hatte die ehre, mein im lauf der letzten jahre theoretisch und praktisch angesammeltes wissen ums essen mit kindern für den falstaff zusammenzufassen. herausgekommen ist das. nachzulesen noch viel schöner in der aktuellen printausgabe. freu mich!

isch wollte, autriche könnte un petit peu sein wie frongreisch!

isch wollte, autriche könnte un petit peu sein wie frongreisch!


ich bin im zuge der recherchen für mein fibl-projekt schule des essens wieder einmal auf was höchst erfreuliches gestoßen!

“wie man zählen lernt, so lernt man auch essen.”, “lebensmittel und kochkenntnisse schätzen”, “erhalten und fördern des kulinarischen erbes”, “nachhaltige produktionsweise ermuntern”, “biologische landwirtschaft entwickeln”, “echte annäherung ans essen, nicht nur nährstoffbasiert”, “dem kosumenten die lust und die freude am essen zurückgeben”, das und noch vieles mehr steht in einem offiziellen (!) französischen dokument, dem nationalen ernährungsprogramm nämlich. das nicht das gesundheitsministerium herausgegeben hat, sondern jenes für landwirtschaft, ernährung, fischerei, ländliche gebiete und regionale entwicklung.

von “gesund” ist darin kaum die rede, es heißt stattdessen “gut” und “zugang zu einer qualitätsvollen ernährung für alle” und selbst “ausgewogen” kommt nur in kombination mit “plaisir” vor.

da muss ich mir schon wieder was wünschen: so einen zugang zum essen nämlich, und zwar bitte sowohl bottom-up als auch top-down!

[download des programme national pour l’alimentation hier. dem dokument ist auch das beitragsbild entnommen.]

“i’ve probably got the best job in the world!”

“i’ve probably got the best job in the world!”


hätte ich kinder und kohle, würde ich sie (beide) in die vienna international school schicken. abgesehen davon, dass die ein unglaublich sympathisches learner profile und food design als unterrichtsfach (!) über mehrere jahre hinweg (!) haben, gibt’s dort eine lehrerin, die ein hammer ist: vor freude und leidenschaft sprühend, lustig, humorvoll, kumpelhaft, dabei eine natürliche autorität. die kinder lieben sie. und sie liebt die kinder. “darling” ist ihr im unterricht am häufigsten gebrauchtes wort …

WAS sie unterrichtet, ist sensationell. mit der klasse, in der ich dabei sein durfte, macht sie gerade eine “seasonality challenge”, bei der sie über sechs wochen hinweg rezepte saisonalisieren und zum schluss jedeR jugendliche seinen/ihren seasonal snack kreiert und zubereitet. (mit den älteren kids macht sie das dann mit vielen nachhaltigkeitsaspekten kombiniert.)

WIE sie unterrichtet, ist ebenso sensationell. sie geht so respektvoll mit den jungen menschen um, nimmt jedeN, wie er/sie ist, und absolut für voll. dass gleichzeitig dauernd der schmäh rennt, schmälert ihre autorität kein bisschen. in der pause stampert sie die kids von den büchern auf und raus aus der küche. “go! go! you know i love you most when you are not here!” sie befähigt die kinder, kaut ihnen nix vor, lässt sie alle antworten selber finden. “ms r., are lemons in season?” – “YOU tell me! look at what you wrote on page 12!” sie sagt nicht “don’t lose your workbooks!”, sondern: “your workbooks are very precious!” und sie lobt. ausgiebig.
dann gibt sie ihren schülerInnen noch homework, ermahnt sie aber eindringlich, sie noch vor den ferien zu machen, denn: “holidays are not for doing homework. at all!”
ganz zum schluss fragt sie die klasse, ihre klasse, noch, ob jemand auf der kürzlich zurückgekriegten mathe-arbeit einen 7er hat (= höchstnote). niemand. aber zwei haben einen 6er. “6 is almost a 7!”

solche fächer und vor allem solche lehrerInnenpersönlichkeiten wünsch’ ich allen schülerInnen dieser welt! dass sie allerschönstes british english sprechen, ist nicht unbedingt nötig … macht die sache im vorliegenden fall aber perfekt!

lieblingsessen-empirie (nachtrag …


… zum geschmacksalon)

ich fange jeden kinderworkshop mit folgenden drei fragen an (ja, auch aus forschendem interesse, klar!)
1. wie heißt du?
2. was isst du am liebsten?
3. was ist dein lieblingsgetränk?

folgende nennungen kamen am sonntag (n = 25, nicht alle haben alle fragen beantwortet):
[1. tut hier nichts zur sache]
2. “kann ich nicht sagen, ich ess’ so vieles gerne” (5), palatschinken (2), grießnockerlsuppe (1), paradeissuppe (sic!) (1), pommes (1), pizza (1), spaghetti (1), schnitzel (1)
3. apfelsaft (10), nicht näher bezeichnete fruchtsäfte (5), orangensaft (2), wasser (1), cola (1, ich schwöre!), andere limonaden (0, ich schwöre noch einmal!)

ich find’ das sehr interessant …

heute: freude! und warum auf gutem boden das beste wächst


der kinderworkshop wirkt nach. zum einen freue ich mich sehr, sehr über die positive resonanz, allen voran jene von doris knecht. (nein, ich kenne sie nicht persönlich, und diese erwähnung war kein freundschaftsdienst, sondern offenbar echte begeisterung.)
zum zweiten freue ich mich, weil die arbeit mit den kindern nachhaltig frohmachend war. gut, ich gebe zu, das soeben abgeschlossene laufen in der sonne, macht die reflexion auch heller. trotzdem. wenn man sich dieser tage umschaut – regional, national und weltweit –, dann hat man eh nicht viel zum freuen. weil das aber für (mein) seelenheil so wichtig ist, konzentriere ich mich also jetzt ganz auf das gute.

das erste gute ist kärnten. und dass ich das einmal schreiben würde, hätte ich nie geglaubt. deshalb gleich doppelte freude.

das zweite gute sind die nachwehen vom workshop vorige woche, wie ja oben schon erwähnt. aber da geht’s noch ein bissl weiter. beim laufen kommen einem ja immer so gedanken. mit kindern zu arbeiten, war bisher immer freudig. ich bin ja generell eine menschenfreundin, und kinder sind mir die allerliebsten menschen. dennoch: der workshop hätte sich auch so entwickeln können, dass als resümee geblieben wäre: die kinder können nix (mehr) schmecken, sie bevorzugen aromatisierten fraß, und sie interessieren sich auch nur für fast food. aber das war nicht der fall. im gegenteil! großes interesse, große begeisterung, hohes qualitätsbewusstsein. das ist doch schön!

meine gedanken streiften weiter. viele der rückmeldungen gehen in die richtung: man muss bei den kindern anfangen mit dem gespür für gutes essen, weil wenn sie’s von anfang an kriegen, dann bleibt’s ihnen für immer. ich sehe das genauso. als wissenschaftlerin wie als gesellschaftsmitglied. ich wurde ja esstechnisch von meiner oma sozialisiert. mit gemüsegarten-regional-saisonal-frisch-küche. meine lieblingsspeisen als kind waren linsen mit semmelknödel sowie dillsoße mit selbiger beilage. ok, und das paprikahendl von der oma. mit zerkochten bandnudeln, davon habe ich mich ausnahmsweise wegentwickelt. die regional-saisonal-frischkoch-oma und ihr kochsalat mit erbsen waren auch der grund für unser kochbuch (omas bio-küche im kneipp-verlag) und überhaupt auch, warum ich essenstechnisch jetzt so drauf bin. meine beiden brüder wurden nur mehr teilsozialisiert von der oma, weil die mutter, als es dann drei von unserer sorte gab, doch ein zeitl zu hause blieb und selbst den kochlöffel schwang. von diesen beiden brüdern ist einer eh schon lange selber kochend. der andere, dereinst der begnadeste das-kleinste-fuzerl-zwiebel-aus-der-homogensten-soße-isolierer und -abscheider, genereller gemüseverweigerer und noch vor gar nicht allzu langer zeit dem thema essen hauptsächlich mit wurschtigkeit begegnender, hat mittlerweile ein biokistl abonniert, schloss sich jüngst katharina seisers meinung über die nicht-zufriedenstellende qualität der schwedenbomben an (ein erdrutsch, vergleichbar mit dem jüngsten in kärnten) und tut neuerdings sogar selber wurschten. was ich damit sagen will: der gute boden ist das wichtigste. da wächst dann einfach das beste drauf. auch wenn’s vielleicht einmal ein paar ([post-] pubertäre) jahre dauert.

mein klaus, noch mehr kind der 70er als ich, ist ja davon überzeugt, dass sich die umweltbewegung in österreich sozusagen children-up entwickelt hat. zumindest behauptet er, dass in seiner familie er es war, der als schüler die mülltrennung von der schule nach hause gebracht und daheim eingeführt hätte. sagen wir, es war so. und sagen wir, das funktioniert mit dem qualitätsbewusstsein beim essen analog. oh, ich freue mich!